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Was ist das besondere an der Produktion von South Park?


Der Produktionsprozess von South Park unterscheidet sich sehr von dem anderer Zeichentrickserien im Fernsehen, denn es gibt wohl keine, die aktuelle Ereignisse so direkt thematisieren kann. Während beispielsweise mit der Produktion von Simpsons-Folgen mehrere Monate im Voraus begonnen werden muss, kann eine South Park Folge inzwischen innerhalb einer Woche entstehen. Möglich ist dies, weil Trey Parker und Matt Stone sich im Laufe der Jahre ein perfekt abgestimmtes Arbeitsumfeld geschaffen haben. Alles entsteht in den "South Park Studios" in Culver City (Kalifornien), von den ersten Entwürfen über die Tonaufnahmen bis hin zu aufwändigen 3D-Effekten. Die Arbeit ist für die etwa 70 Mitarbeiter sehr stressig, weshalb nach 7 Folgen eine Pause eingelegt wird. 100-120 Stunden wird in der Zeit, in der neue Folgen entstehen, pro Woche gearbeitet. Aber der Vorteil ist, dass South Park die wohl einzige Zeichentrickserie ist, die mit der Aktualität von Live-Sendungen mithalten kann.

Viele Folgen werden erst wenige Stunden vor der Ausstrahlung fertig gestellt. Besonders auffällig war die Aktualität beispielsweise bei "Quintuplets 2000" (thematisierte die Geschichte von Elian Gonzalez, die nur drei Tage zuvor Schlagzeilen machte), "It's Christmas in Canada" (Saddam Hussein wurde 4 Tage zuvor gefasst), "Trapper Keeper" (Präsidentschaftswahlen 2000) und "Obama's Eleven" (Präsidentschaftswahlen 2009). Aber auch an Folgen ohne aktuellen Bezug wird häufig noch bis zuletzt gefeilt, so dass in der Erstausstrahlung sogar manchmal noch Sounds fehlen. Bei "It Hits the Fan" war das besonders auffällig, wurde aber für die Wiederholungen nachgebessert.
Man kann allerdings nicht verallgemeinern, dass alle Folgen so kurzfristig entstehen. Denn auch wenn die reine Produktion nur eine Woche dauert, wird an manchen monatelang gefeilt. Entweder weil sie besonders aufwändig animiert sind ("Make Love not Warcraft"), oder weil sie immer wieder nach hinten verschoben werden, um noch am Drehbuch zu feilen. Wie viele unfertige Script-Ideen und Test-Animationen in den Tresoren der South Park Studios lagern, kann man nur erahnen. Trey Parker und Matt Stone sagen aber von sich, dass sie den Druck brauchen. Wenn sie zu viel Zeit hatten, um an einer Folge herumzubasteln, wurde sie meistens nicht gut, weil die Spontanität fehlte.

Die 1. Folge

Der Zeichenstil


Trey Parker und Matt Stone drehten während ihres Studiums Kurzfilme wie "The Spirit of Christmas" und "American History" mit ausgeschnittenen Pappfiguren, die den Grundstein für South Park legten. Zu dem ungewöhnlichen Stil wurden sie vor allem durch Monty Pythons Terry Gilliam inspiriert. Allerdings merkten sie bei der Produktion der ersten South Park Folge, dass dieser 2D-Stop-Motion-Stil nicht sehr effizient war. Sie benötigten 3 Monate für die Fertigstellung einer Folge und stiegen deshalb schon ab der zweiten auf Computeranimationen um. Wie sie selber sagen war der extrem simple Stil von früher ein notwendiges Übel, weil sie selber nicht gut zeichnen können und man bei den Papp-Animationen sehr eingeschränkt war. So verwundert es nicht, dass der Zeichenstil der Serie im Laufe der Jahre immer detailreicher wurde (hier einige Beispiele). Grundsätzlich blieb man dem "Papp-Look" aber immer treu und so soll es auch in Zukunft bleiben.

Aber auch wenn South Park sehr platt aussieht, sollte man sich nicht täuschen lassen: Um diesen typischen Look am Computer nachzuahmen wird in 3D-Programmen virtuelle Pappe voreinander gestapelt. Die Software, die dafür verwendet wird, kommt auch bei aufwändigen Special Effects in Hollywood-Filmen zum Einsatz. Was allerdings aus der Anfangszeit geblieben ist, sind die Pappstrukturen, die damals eingescannt wurden.
Gearbeitet wird an High-End Rechnern von Apple. In den ersten Staffeln wurde das 3D-Programm "Power Animator" verwendet, seit Staffel 5 ist man auf "Maya" umgestiegen. Für ausgefallenere Special Effects wird außerdem Apples "Motion" eingesetzt. Seit der 13. Staffel wird South Park in HD und im Breitbild-Format produziert. Ältere Folgen wurden im Nachhinein neu gerendert, um sie diesen neuen Standards anzupassen.

Storyboards

Die Vorbereitungen


Am Anfang steht immer eine Idee, aus der sich dann mit etwas Glück und viel Arbeit die Geschichte für eine komplette Folge entwickelt. Trey Parker und Matt Stone nehmen grundsätzlich keine Vorschläge von Fans an, weil die Folgen nur Themen behandeln, die ihnen persönlich wichtig sind. Außerdem könnte die vielen Fanvorschläge niemand lesen... Allerdings schreiben sie die Drehbücher zu den Folgen nicht alleine, sondern holen sich dafür professionelle Unterstützung ins Boot. Mit der Arbeit an den Drehbüchern wird erst kurz vor dem Start einer Staffel begonnen, auch wenn die Ideen schon älter sein können.
Donnerstags beginnt die Produktion der Folge dann richtig, die am Mittwoch laufen soll. Der Drehbuchentwurf wird an alle Abteilungen weiter gegeben. Storyboards werden direkt am PC gezeichnet und per "GDI" verwaltet. Eine Liste neuer Charaktere, Hintergründe und Requisiten wird erstellt, die für die Folge gezeichnet werden müssen. Entwürfe dafür werden mit dem Programm "Corel Draw" angefertigt.

Was nun noch vor den Animationen kommt sind die Tonaufnahmen. Trey Parker, Matt Stone und die anderen Sprecher nehmen die ersten Dialoge auf und diese werden zu einer vorläufigen Tonspur zusammengeschnitten. Näheres zu den Stimmen der South Park Charaktere erfahrt ihr oben in der Rubrik "Sprecher". Falls für eine Folge Lieder eingeplant sind, schreibt Trey Parker sie in der Regel selber, da er ein wirklich begnadeter Musiker ist. Die Storyboards werden mit der Tonspur kombiniert und das Preproduction-Team prüft diese erste Version der Folge, kürzt Szenen oder verteilt sie um.

Das fertige animierte Storyboard mit Ton wandert für Bemerkungen und Verbesserungsvorschläge zum Animation Director, der es für die folgenden Abteilungen vorbereitet. Die Szenen werden durchnummeriert und an einzelne Animateure verteilt. Es werden "Lead Sheets" für jede Szene angefertigt, Datenbanken die wichtig sind um den Überblick zu behalten. Sie enthalten Szenenummer, Anzahl der Einzelbilder, Szenenbeschreibung, Handlungsort, den Namen des Verantwortlichen für diese Szene, das Datum der vorraussichtlichen Fertigstellung und Verbesserungsvorschläge. Die Modelle für neue Charaktere, Orte und Requisiten werden jetzt anhand der Corel Draw Zeichnungen angefertigt und so zusammengestellt, dass die Szene nur noch animiert werden muss. Zuständig für diesen Arbeitsschritt sind die "Technical Directors".

In dieser Phase ist es besonders wichtig, dass auch der TV-Sender Comedy Central auf dem Laufenden darüber gehalten wird, was in der nächsten Folge vorkommen wird. Diesen Part übernimmt meistens Matt Stone - er ist der Typ im Hintergrund, der die Verhandlungen übernimmt. Trey Parker fühlt sich hingegen wohler in seiner Rolle als Regisseur, wodurch sich die beiden gut ergänzen. In Interviews erzählten sie oft, dass sie mit Comedy Central sehr gut zusammenarbeiten können, weil sie ihnen fast alles durchgehen lassen. Allerdings haben sie auch ihre Tricks. Zum Beispiel schicken sie lieber animierte Szenen zum Sender als nur die Drehbücher, weil eine schlimme Szene auf diese Weise weniger schlimm wirkt.

Maya

Der eigentliche Entstehungsprozess


Jede Szene hat wie gesagt einen verantwortlichen Zeichner, der sie anhand der Storyboards und Corel Draw Grafiken im 3D-Programm "Maya" zusammenbaut. Interessant zu wissen ist, dass auch ungewöhnliche Zeichenstile wie in den Folgen "Good Times with Weapons" und "Major Boobage" von den selben Zeichnern umgesetzt wurden.
Wenn alle Objekte für eine Szene platziert wurden, wird sie an die Abteilung für Animationen weiter geleitet. Hier wird den Figuren Leben eingehaucht, wobei man sich vor allem nach der Tonspur richtet - denn sie gibt die Stimmung einer Szene vor. Die "Kamerafahrten" wurden schon vorher festgelegt und stellen oft die größten Herausforderungen dar. Obwohl in den neueren Folgen manchmal Kameraschwenks vorkommen, die sehr räumlich wirken, sind die Figuren nach wie vor keine 3D-Modelle im eigentlichen Sinne, sondern flach. Um die Illusion zu erzeugen, dass sich ein Charakter z.B. umdreht, muss deshalb jede einzelne Position seines Körpers gezeichnet werden. Deshalb sind solche Szenen besonders aufwändig und die Animateure arbeiten mit Tricks, wie beispielsweise Verwisch-Effekten.
Nachdem die Szene animiert wurde sorgt eine extra Gruppe fleißiger Mitarbeiter dafür, dass die Mundbewegungen der Figuren synchron zum Ton sind. Den letzten Arbeitsschritt übernehmen die Computer alleine: Die Szenen werden gerendert und von 24 Frames/Sec zu 30 Frames/Sec konvertiert. Dann sind sie theoretisch bereit für die TV-Ausstrahlung.

Fröhliche Mitarbeiter

Nachbearbeitung


Nichts stimmt auf Anhieb, deshalb wird weiter geschnitten und herumgebaut. In sogenannten "Retake Sessions" gehen Trey Parker und Matt Stone mit dem Leiter der Animations-Abteilung die Szenen durch und entscheiden, was so bleibt oder noch einmal geändert werden muss. Diese Bemerkungen kommen dann in die entsprechenden Lead Sheets und die Szenen werden von den zuständigen Zeichnern, Animateuren und der Lippen-Synchro-Abteilung noch einmal abgeändert und neu gerendert. Zwischendurch kommt es wenn nötig zu neuen Tonaufnahmen und am Schluss arbeiten Matt und Trey mit am endgültigen Mix. So geht es weiter bis am Mittwoch das fertige Band an Comedy Central weitergeleitet werden muss. Bis zu diesem Zeitpunkt existiert die Folge nur digital im Rechner.

Der Sender Comedy Central überprüft vor der Ausstrahlung noch einmal ob alle "bösen Wörter" weggepiepst wurden. Bisher ist nur von einem Fall bekannt, in dem er selber Hand angelegt hat. Die Folge "201" wurde wegen Drohungen einer islamistischen Gruppe stark zensiert. Normalerweise spricht Comedy Central aber schon vorher mit Trey Parker und Matt Stone ab, was gezeigt werden darf und weist sie darauf hin, wenn etwas für die TV-Ausstrahlung überpiept werden soll. Es existieren seit einigen Jahren zwei Fassungen der Folgen: Eine fürs Fernsehen und eine mit unzensierten Schimpfwörtern fürs Internet und die DVDs. Die finale Fassung kann sich von der allerersten Fernseh-Ausstrahlung unterscheiden. Wie oben schon erwähnt, werden manchmal noch im Nachhinein Fehler korrigiert - und dann geht es auch schon an die Folge für die nächste Woche.
 
 

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